Friaul und Julisch-Venetien:
– „Regenkombi“ oder „Nicht-Regenkombi“ –
das war hier die Frage
Die 5 Tage Tour durch Friaul und Julisch-Venetien vom 30.05. bis 03.06. wurde geplant und durchgeführt von Markus. 12 Sturzbügler*innen auf 10 Motorrädern durften mit. Am Ende war es eine mega Tour, tolle Straßen, faszinierende Pässe, geniale Erlebnisse und wunderschöne Eindrücke.
Die Wetter-App war über die Tage die meistgenutzte App, aber gebracht hat´s nur bedingt etwas, zu denken, zu wissen, wie genau das Wetter werden wird – denn bis auf einen einzigen Tag war es immer zumindest „etwas anders“.
Die Anreise
war bis auf einen kleinen Schauer gaaaaaanz in der Früh dann komplett trocken – wir sind der Schlechtwetterfront brav hinterhergefahren, aber ganz wichtig – ohne sie einzuholen. Dass es genau so ausgehen würde, wusste aber morgens noch keiner. Darum war an den Treffpunkten in Nellingen und anschließend Gruibingen – und an den weiteren Tagen ganz oft auch – die Frage in den meisten Gesichtern abzulesen: Zieh ich sie an – die gute Regenkombi – oder lass ich es aus – das schwitzige Ding?
Bei den Regenschirmen gilt das Naturgesetz, sobald man sie dabeihat, regnet es nicht. Und offensichtlich gilt diese Gesetzmäßigkeit auch für Regen-Kombis – fast alle hatten Regenkombis angezogen, also kam, wie es kommen musste: Es blieb trocken 🙂
Für die Anreise war allen bekannt, dass diese im Wesentlichen nur zum schnellen Überwinden der Strecke bis nach Friaul dienen wird. Doch bereits kurz hinter München gab es dann die ersten schönen Eindrücke, wie z.B. den Schliersee. Dieser musste dann auch gleich für die ersten Selfies und Gruppenfotos für Social Media herhalten. Lecker gespeist wurde in der Nähe von Kufstein. Und kurz danach dann nach der Durchfahrt durch den Felbertauern-Tunnel gab es das erste richtige Diskussionsthema, ob es denn nun ganz am Anfang im Tunnel ganz blöd rutschig war oder ob der Popo-Meter des einen oder anderen noch dejustiert oder gar ausgeschaltet war – weil eben nichts Rutschiges bemerkt wurde. 😉
Zügig und ohne großen Verzögerungen erreichten wir im Zielort Mauthen-Kötschach, die Pension Birkenhof. Hier wurden die Motorräder alle in einer schön großen Garage trocken untergestellt, ein erstes kurzes Stiefelbier, die Zimmer wurden bezogen und dann gab es den ersten gemütlichen Abend.
Für den Freitag
sagten nicht nur alle vorhandenen (unterschiedlichen) Wetter-Apps lang andauernden Regen voraus, sondern das wurde auch von der einheimischen Familie so bestätigt.
Deswegen wurden am Freitag keine Kilometer geschruppt, sondern es gab zunächst einen Einschub von „Weiterbildung“ – kein ganz leichtes Thema, aber richtig gut und eindrücklich aufbereitet und präsentiert. Mit dem Bus ging es in den Nachbarort Kötschach und dort ins Museum zum Thema Erster Weltkrieg. Anschließend gab es Kaffee und Kuchen im Ort. Die Bedienung versicherte mit einem leichten Schmunzeln, dass es nicht wirklich weitere “Must Haves” in Kötschach gibt, die wir jetzt noch anschauen könnten. Also ging es mit dem Bus wieder zurück zur Unterkunft und dort teilte sich die Gruppe auf: Tischkicker oder Sauna und als es nachmittags dann gelegentliche Regenpausen gab, auch noch etwas Tischtennis – für jeden war etwas dabei.
Aber ganz klar: Tischkicker war das Coolste 🙂
Der Samstag,
die Vorfreude war riesig und wurde bis zum Abend dann ganz eindeutig noch übertroffen. Die Strecke führte durch Österreich und Italien. Anfangs regnete es noch leicht und der erste Pass war der „Nassfeld-Pass“ – ob das so geschickt gewählt war 😉 Dieser Pass ließ von Anfang an keinerlei Zweifel daran, warum er diesen Namen trägt *Augen-roll*. Gut, eigentlich stand da oben auch ein Schild „Sonnenfeld“ – aber warum das dort stand, konnte sich keiner erklären. Nebenbei sei erwähnt: Wir sind den Nassfeld-Pass in den Tagen insgesamt drei mal gefahren – ja genau, trocken war es hier nie.
Einen gut ausgerüsteten, hoch motivierten und voller freudiger Erwartung bestückten Motorradfahrer, den bringt so ein bisschen Wasser von oben aber nicht ab, ein großartiges Erlebnis zu haben. Es wurde dann ja schnell trocken und auch richtig, richtig cool.
Es wäre jetzt schwierig und für alle Beteiligten etwas langatmig, hier jetzt die ganze Strecke aufzuführen. (Dafür sind ja die gpx-Daten im Archiv da). Aber ein paar Stellen müssen definitiv erwähnt werden:
Zunächst der Passo Rest. Definitiv war dieser Pass einzigartig und mega toll. Sachlich, nüchtern betrachtet war es eine sehr lange Strecke mit zum großen Teil uneinsichtigen Straßenverlauf, mit wechselndem Fahrbahnbelag und kaum geraden Abschnitten – etwas was die absolut volle Konzentration der Verkehrsteilnehmer erfordert. Mit dem mehr emotionalen Blick eines Motorradfahrers war es eine nicht mehr enden wollende Anhäufung von Kurven, ewig lang, quasi niemals gerade aus, immer wieder ein etwas anderer Fahrbahnbelag und das alles bei zügiger Fahrweise – etwas was Gänsehaut hervorrufen kann. Der sachliche Siggi war im letzten Drittel kurz davor die weiße Fahne zu schwenken. Der faszinierte Siggi ist einfach immer weiter gefahren. Am Ende war es schlicht und ergreifend einfach nur der Hammer.
Kurz danach dann, die auf jeden Fall erwähnenswerte Staumauer und Schlucht bei Sauris. Da stockte einem der Atem beim Blick in die Tiefe – auf den Fotos und Videos kann man es einigermaßen erahnen, aber live ist das noch eine ganz andere Hausnummer – grandios! (langsam gehen mir die Superlative aus).
Unser bestes (weil komplett vollzähliges) Gruppenfoto entstand übrigens genau dazwischen – vor der malerischen Kulisse eines türkis-grünen Sees bei Tramonti di Sotto. Hier musste auch das Motorrad von Ecki zeigen, was alles in ihm steckt. Es versah sich völlig unvermittelt mit dem Hinterlauf im See und sollte für alle Anwesenden eine Wasserfontäne erzeugen – so die Idee des Fahrers. Die Fontäne blieb aus – also nichts mit etwas Spektakulärem. Aber dafür stieg die Spannung. Immer etwas tiefer in das Seeufer eingegraben, stellte sich langsam aber sicher die Frage: Und nun? Zum Schluss wurden Ross und Reiter mit vereinten Kräften dann wieder auf befestigten Grund gebracht – Sturzbügler lassen ja keinen einfach so im See zurück 🙂
An diesem Abend gab es eine Menge an tollen Eindrücken und interessanten Themen, die man beim gemütlichen Zusammensitzen vor, beim und nach dem Abendessen nochmal Revue passieren lassen konnte.
Der Sonntag
begann sonnig und trocken – die besten Voraussetzungen, um die deutlich eingesauten Motorräder zumindest ein bisschen sauber zu machen. Saubere Scheinwerfer und Rücklichter helfen schließlich die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Und selbstredend nimmt man sich dann auch dem Rest des Motorrads an, um es wieder aufzuhübschen – also eine ganz kleine Minderheit tat genau das vor der Abfahrt. Die Pointe vorweggenommen: Abends waren alle Motorräder wieder eingesaut 🙂
Dazwischen gab es aber die sonnige und kurvenreiche Ausfahrt durch Slowenien. Heute waren die Pausen etwas öfter und länger – Markus hatte nach dem etwas improvisierten Samstag mit ca. 360 km für den Sonntag eine kürzere Tour in Petto. Aber kürzer bedeutete keineswegs mit weniger tollen Eindrücken. Die Straßen waren wieder kurvenreich und die Gegend fast durchgehend ein echter Hingucker.
Klar stellt man sich die Frage, „wer macht so etwas“, wenn man ganz plötzlich auf eine Kehre mit Kopfsteinpflaster trifft. Gerade noch alles wie immer – mit mehr oder weniger gutem Asphalt und dann diese Kehren. In solchen Situationen hilft immer: Positives Denken. Es ging bergauf und es war trocken – es hätte auch regnen können und wir wären die Strecke bergab gefahren. Zack, alles nur noch halb so schlimm – und den Rest erledigt das Motorrad. Kopfsteinpflaster heißt ja auch nicht, dass sich die gesamte restliche Physik gegen einen verschwört und so stieg mit jeder sicher durchfahrenen Kopfsteinpflaster-Kehre auch das Vertrauen.
Sicherlich auch bei vielen im Gedächtnis geblieben war eine Passage, wo über eine längere Strecke genau in der Mitte der eigenen Fahrspur eine “Fräsrille” war. Es war offensichtlich, dass auch versucht wurde, diese irgendwie wieder zu verschließen – hat nur semi-gut funktioniert. Deswegen wollte diese Rille, deutlich spürbar, die Motorräder einfangen. Immer wiederkehrende sekundenschnelle Entscheidungen: Rechts daneben – dann aber schon verdammt nah am Abgrund oder links daneben – dann aber ziemlich blöde nah am Gegenverkehr. Ihr merkt, langweilig wurde es uns nicht.
Auch an diesem Tag gab es eindrucksvolle Schluchten mit klarem bis türkis-farbenen Wasser – malerisch halt.
Ganz am Schluss stand wieder der Nassfeld-Pass an – oben begann es zunächst leicht zu regnen und unten im Tal erwartete uns der Regen des Todes. O.K. nüchtern betrachtet war es einfach eine große Menge Wasser pro kurzer Zeiteinheit, die ziemlich lange auf einen nieder prasselte. Das Ergebnis war auf jeden Fall: Ankunft in der Garage – alle Ausrüstungen tropfend nass. Gut, dass es einen Trocknungsraum gab. Super Service. Am nächsten Tag warme und komplett getrocknete Klamotten zu haben – nicht selbstverständlich aber sehr, sehr angenehm.
Rückreisetag
Die Zeit verging wie im Flug und es war tatsächlich bereits Montag – das hieß: Abreisetag. Etwas andere Strecke als bei der Hinfahrt – etwas länger im bergigen Gebiet. Über den Brenner und dann über Reutte die A7 und die A8 entlang Richtung Heimat. Auf der A7 wurde dann auf einem Parkplatz das Sturzbügel-Verabschiedungs-Ritual abgehalten, weil sich später dann die Gruppe so nach und nach aufgelöst hat. Ach ja genau – anfangs gab es immer mal wieder Schauer oder/und leichten Regen, aber die letzten Kilometer ab Kirchheim erhellte die Sonne wieder alle Gemüter und bescherte ein tolles Ende einer grandiosen Tour.
Die Fotos der “besonderen Art” – Fotos während der Fahrt – haben wir zum großen Teil Hanna zu verdanken. Als Sozia bei Dieter hatte sie den Überblick, den Blick für schöne Momente und eben auch immer mal wieder ein anderes Motorrad vor der Nase. Hier gab es dann jede Menge schöne Fotos, so wie man sie eben nie selbst machen könnte. Danke Hanna!
Wie die Überschrift es ganz zu Beginn bereits sagte: Es gab durchaus Regen, aber gestrahlt haben wir trotzdem jeden Tag!
Danke Marcus für Deine Tour!
Du hast uns Friaul und Julisch-Venetien toll präsentiert und schmackhaft gemacht – eine echt tolle Tour in einer sehr schönen Gegend.
Dieser Bericht wurde persönlich verfasst und ist ohne Unterschrift gültig 😉
Siggi
(Der Siggi)