Donnerstag 2.7.2023

Unsere Tour startet um 9 Uhr an der Aral-Tankstelle in Nellingen. Schon ab 8.30 Uhr trudeln die ersten ein, tanken ihre Maschinen oder versorgen sich noch an der Tankstelle. Cat verbindet ihr neues Sena Kommunikationssystem, welches sie am Vorabend noch aufwändig in ihren Helm montiert hat, mit Marcus. Er wird für die nächsten 4 Tage das Pässe-Karussell anwerfen, in das wir voller Vorfreude “einsteigen”.

Über Land fahren wir durch Oberschwaben in Richtung Bodensee. An der österreichischen Grenze machen wir eine kurze Pause bevor es durch Österreich zur Schweizer Grenze geht. Offensichtlich machen alle gerade Mittag, denn die Grenze ist verweist. Chur wird uns etwas Geduld abverlangen, denn wir erreichen diesen Knotenpunkt im Berufsverkehr und der Stau, den wir zu überwinden haben, lässt unsere Sehnsucht nach den Bergen und Pässen ins Unermessliche steigen, denn wir schwitzen bei 28 Grad unter unseren Helmen. Die Schwiiizer leben ihre “Gemütlichkeit” also auch an den Kreisverkehren aus: “Fahr Du” – “nein Du” – “nein ist schon ok, Du kannst”… “*grmpffk! Fahr doch Du *****!!!!” klingt es durchs Sena….Diese schwierige Passage kostet uns mindestens eine Stunde…

Auf die Frage, wie weit es dann noch bis zur Pension ist, lautet Marcus Antwort “70 Km, noch 2 Stunden”. Als wir in Göschenen dem kleinen Schild “Göschener-Alp” folgen und wir die kleine, ansteigende Poststraße im beginnenden Regen langsam besteigen und wir die ersten Kehren bezwingen, fragt sich Nobbi “wo fährt er uns blos hin?! Hat er sich verfahren? Hier oben gibt´s doch kein Gasthaus mehr…” da fühlen wir schon langsam, wie das Karussell an Fahrt aufnimmt.
Um 20h treffen wir im Berggasthof Dammagletscher, am Fuße des Göschener Alpsee-Staudamms, ein. Brigitta, die Wirtin, öffnet für uns eine Garage und fast alle unsere Maschinen bekommen ein trockenes Plätzchen.

Freitag, 3.7.2023

7:30 Uhr – Beim Öffnen des Fensters wird mir die Sicht auf das wunderschöne Tal vom Nebel verwehrt. Es regnet. Egal, erst einmal Frühstück. Wir tauschen uns darüber aus, ob die Nacht gut war. Das war sie, bis auf ein paar Ausnahmen: In einem Zimmer wurde heute Nacht wohl ziemlich viel Holz gesägt 🙂 Für Peter gibt es erst einmal einen riesigen “bol” Milchkaffee (große rote Tasse wie in Frankreich) – Franzi, unsere Kellnerin, liest ihm jeden Wunsch von den Lippen ab 😉

10.30h geht es wieder die kleine Poststraße hinunter nach Göschenen. Der Regen wird weniger, es reißt etwas auf. Das Karussell dreht sich weiter:
Susten – Grimsel – Furka. Mit dem Blick folgen wir der Dampflock die sich langsam an den Hängen der Bergen hochschleppt um dann in den Tunnel durch den Berg verschwindet. Wir hatten ihren Dampf schon gerochen bevor wir sie gesehen haben.
Am Furka stellen wir unsere “Töffs” am Hotel Belvedère und dem Rhone-Gletscher.

Weiter geht es zur Aareschlucht. Auf schmalen Stegen und Tunnels geht es voran tief in die Schlucht hinein. Sehr beeindruckend, wie sich in tausenden von Jahren das Wasser durch die Felsen gefräst hat. Schautafeln erklären, was wir sehen. Wir laufen nicht bis zum Schluss und kehren nach einer Weile um. Inzwischen hat sich die Sonne den Himmel zurückerobert und drängt uns, uns von den Klamotten zu befreien, die wir zu viel anhaben. Das erinnert uns daran, dass wir noch Getränke einkaufen müssen. Im nächsten Coop decken wir uns ein und ich erinnere mich daran, dass ich für Silke ein Schocki mitnehmen wollte.

Kaum fahren wir wieder unsere kleine Poststraße zur Pension hinauf, fängt es wieder an zu regnen. Der Postbus, der zum Staudamm hochfährt, steht gerade unten im Dorf an einer Haltestelle, den überholen wir ganz schnell. Oben angekommen, steht der Bus, der wiederum runterfährt, noch da. Wir hatten also Glück und mussten ihm auf der schmalen Strecke nicht begegnen. So konnten wir die Kurven und Kehren ohne Hindernis genießen. 17 Uhr ist es jetzt. Zeit für einen Bol Kaffee und ein leckeres Stück vom Haus selbstgemachten Kuchen.

Samstag 4.7.23

Auch an diesem Morgen ist es nebelig, aber heute soll es sonnig werden. Die Sonne muss sich nur noch durchsetzen.

Frühstück gibt es wieder um 8, so dass wir um 9.30h wieder ins Karussell einsteigen können. Die heutige Fahrt wird sich noch als Namensgebend für diese Tour herausstellen.
Oberalppass, Val Medel, Lukmanierpass. Hier versucht Steffen für uns einen Espresso zu kochen. Aber der Wind ist zu stark und die Flamme des Kochers, den Steffen aus seiner Tasche gezaubert hat, löscht andauernd die Flamme. Das wird wohl nichts.

Von Belinzona aus fahren wir in das Verzasca-Tal. Am Staudamm vom Lago die Vogorno machen wir halt und begehen die Staumauer. Hier stürzen sich die ganz harten, ohne mit der Wimper zu zucken, 220m in die Tiefe mit dem Bungee! Hier sprang auch 007 im Film Golden Eye. Uns bleibt das Herz schon vom Zugucken stehen! Weiter oben im Tal kehren wir zu Mittag in der Osteria Vittoria in der malerischen Ortschaft Lavertezzo. Ein idyllisches und schattiges Plätzchen haben wir unter einer großen Platane gefunden.

Am Locarno-See entlang führt uns das Navi über eine kehrenreiche Halbhöhenstraße durch das Villenviertel von Locarno. Cool! Das Centovalli wird dann der Karussellfahrt die Haube aufsetzen– Das Karussell ist jetzt in voller Fahrt! Es geht keine 5 Meter geradeaus und wir fegen durch die Kurven wie die Tänzer beim Walzer. Eine Kurve geht in die nächste über. Mehr Kurven geht nicht. Unter dem Helm geht die Kommunikation mit Einwürfen wie “Aah wie geil!” – “boh, ist das toll!” – “das hört ja gar nimmer auf!” und so schwingen wir uns über etliche Kilometer, bis uns fast schlecht wird, in Richtung Simplon-Pass. Auf der Strecke finden wir eine Eisdiele und Wolfgang gibt eine Runde hausgemachtes Eis aus 🙂

Zur Krönung fahren wir dann noch einmal den Furka. Leider regnet es schon wieder. Vor dem Belvedere ziehen wir also die Regenpelle und ein warmes Fleece über – es hat nur 8 Grad. Wir haben diesmal nicht nur Regen sondern auch Nebel und im Schneckentempo fahren wir den Furka auf der anderen Seite hinunter, orientieren uns dabei am Licht des Vordermanns. Ein Schild “Unfall” erregt unsere Aufmerksamkeit: Ein Van hat vor der Kehre wohl die Abkürzung genommen und ist die Böschung hinunter gerollt. Wäre da nicht ein Felsen gewesen, wäre der Van über die untere Straße geschanzt und in der Nebelsuppe in die Tiefe verschwunden… Der Fahrer feiert jetzt wohl den 2. Geburtstag…

Da nehmen wir doch lieber die Karottensuppe von Franzi entgegen, die Sie uns zum Abendessen in der Pension reicht. Wir sind etwas spät dran. Es ist 20:30 Uhr und eigentlich ist die Küche ab 8e zu. Weil Marcus am Nachmittag angerufen hat, machen sie uns dann noch einen Teller mit Schinken und Käse aus der Region und Franzi gibt einen aus. Die 11 Stunden im Sattel hinterlassen wohl Spuren, denn Marcus fragt nach Baby-Poppo-Salbe 🙂

Sonntag 5.7.2023

Heute geht es wieder heimwärts. 9.30h werden die Motoren angelassen. Bestes Wetter!
Vierwaldstätter See – Morschbach. In Oberschönenbuch fahren wir um eine Kurve und die Aussicht, die sich uns präsentiert, lässt den Atem stocken: Eine atemberaubende Sicht auf das ganze weite Tal und die umliegenden Täler. Saftiges Grün und ein Gefühl von Spielzeugeisenbahn macht sich breit.
Wir fahren den Ibergenregg Pass, ein kleiner und idyllischer Pass, gerade mal 1,5 Autobreite – auch eine Poststraße und manchmal hört man die “Tröte” vom Postbus, der immer Vorfahrt hat.

Oberiberg – Unteriberg – Sihlsee – Zürichsee – Bodensee. In Bodman gibt´s direkt am See, auf einer Terrasse am Wasser, einen Kaffee. Schee!

Wir beschließen, über die A81 Land zu gewinnen und gehen lieber noch zu einem Abschlussessen ins Sonnenhof nach Denkendorf. Peter haben wir auf der Autobahn irgendwo verloren. Er musste wohl anhalten, weil seine Windschutzscheibe sich “verabschiedet” hat. Wir sind noch zu viert. Nobbi hat sich unterwegs in Richtung Stuttgart verabschiedet, Steffen fuhr zu einem Kumpel. Die Partnerinnen von Marcus und Wolfgang gesellen sich noch zu uns und wir verbringen noch den Abend mit kroatischem Essen.

Marcus erste Karussellfahrt als Guide hat uns begeistert! Weiter so und herzlichen Dank für so vielen Kurven, für die perfekte Orga und an allen anderen, für die super schöne und lustige Zeit mit Euch 🙂

Cat